Schattengarde
Aus Heldenreich
Clanstory der Schattengarde
von Solomon'
Kapitel I
Das Hilfegesuch
„Die Planung war längst abgeschlossen; auf dem Reisbrett war der Krieg schon gewonnen!“ sagte Dorgosh und nahm noch einen kräftigen Schluck Met aus dem Tonkrug, den er in der linken Hand hielt. Vor ein paar Tagen war er mit seinem Trupp Söldnern und der kleinen Mareen am Arm eingetroffen. Hier im Gasthof Donnerbräu, direkt an der Passstrasse, hatten sie sich einquartiert und die Zeit bis jetzt genutzt, um nach dem langen Marsch über das Gebirge wieder zu Kräften zu kommen.
Am frühen Abend entschloss sich Dorgosh, die nahe Burg aufzusuchen, um sich nach einem Termin zum Gespräch mit dem hiesigen Regenten zu erkundigen. Da aber der Burgherr offenbar nicht jeden empfing, musste er mit dem Hauptmann der Wache vorlieb nehmen, der sich nach einem Bier im Gasthof auch dazu bereit erklärt hatte, Dorgosh Geschichte anzuhören.
Jetzt saßen Sie einander gegenüber. Der Lanzer vom Schloss betrachtete Dorgosh mit neugierigem Blick, während er sich eine Pfeife stopfte. „Nun erzählt schon, warum Ihr meinen Herrn so dringen sprechen wollt“, bohrte er ungeduldig. „Warum sollte mein Herr Euch denn überhaupt anhören wollen? Ich warne Euch. Wenn die Angelegenheit nicht wirklich wichtig ist, und Ihr mir meine Zeit umsonst stehlt, kann ich recht zornig werden!“ Im Schankraum herrschte dämmriges Licht. Bierdunst und der Geruch nach frischem Eintopf lagen schwer in der Luft. Dorgosh der Zwerg, von gedrungener Statur und mit einem Mithril-Kettenhemd gerüstet, dessen abgewetztes, auf der Brust angebrachtes Wappen matt schimmerte, sah den Lanzer prüfend an. Seine Axt, die neben ihm am Stuhl lehnte, war frisch geschliffen und von beachtlicher Größe. Sicherlich hätte er damit den Provinzhauptmann in nur einem Streich zu Boden bringen können, das wusste er. Doch zu einem solchen Zweck hatte er die Gefahren der Wanderung über den steilen Pass nicht auf sich genommen. Ohne auf die unwirsche Rede seines Gegenübers einzugehen, blickte er zu den anderen Gästen hinüber. Einige Tische weiter, in einer der geräuschvolleren Ecken der Wirtsstube, hockten ein paar Gestalten und unterhielten sich ruhig - zwei Orks von beachtlicher Statur, zwei Zwerge, ein Mensch und einer vom Volke der Lichtelfen. In diesen Landen war das in jedem Fall etwas Besonderes. Dorgosh betrachtete die kleine Gruppe nachdenklich. Wieder versuchte er sich bewusst zu machen, dass die Zukunft so schlimm gar nicht sei, wie sie im Augenblick erschien. Er, Dorgosh, hätte ja doch keine andere Wahl gehabt … Gelassen wandte er sich wieder dem Hauptmann zu. „Wie ich bereits sagte: Auf den strategischen Karten der Armee Nordaks waren die Pläne bereits vorhanden. Der Angriff müßte im Morgengrauen beginnen…“
Kapitel II
Statuen in der Nacht
Der Regen dauerte jetzt schon lange an. Aufgeweicht und schlammig, aufgewühlt von zehntausend Mann, war die Strasse, die ins Gebirge führte, beinahe nicht mehr zu erkennen. Weiter oben in den Bergen allerdings konnten die Fünf deutlich das große Lager ausmachen, dem sie zustrebten. Alle wehrfähigen Männer und Frauen waren benachrichtigt worden, sich auf ihrer nächstgelegenen Burg zu melden. Man hatte den Leuten mitgeteilt, dass sie für die Verteidigung ihres Landes gebraucht wurden. Der Herzog des Landes war schon immer ein Kriegstreiber gewesen. Eroberungen waren ein wichtiger Bestandteil seiner Politik, und niemanden hatte es gewundert, als die ersten Gerüchte von einem neuen Krieg aufgekommen waren. Man hatte sich sogar gefreut. Es hieß, dass alle, die mitkämpften, eine gute Bezahlung und ein Stück Land in den eroberten Gebieten bekommen sollten. Und so waren auch die Fünf losgezogen, um für Ruhm, Ehre, oder Reichtum zu kämpfen.
„Wir waren spät dran, und so meldeten wir uns eilig bei unserem Truppführer. Das schlechte Wetter hatte uns eben ein wenig Zeit gekostet, und darum waren wir ziemlich erschöpft. Shaokan sagte, er wolle noch schnell eine Mütze Schlaf nehmen. Wer hätte denn ahnen können ... Als ich schon dabei war, mir einen Schlafplatz im Gemeinschaftszelt einzurichten, kam er zu mir. Erzählte etwas von Dämonen und Statuen…“
„Wenn ich es dir doch sage! Hunderte! Ach was sag ich, Tausende!“ flüsterte der orkische Krieger in das Ohr des verwunderten Zwergen. Nass und dreckig stand Shaokan vor Dorgosh, und gestikulierte mit seinen etwas zu langen Armen. „Sie sind da hinten! Ich kann es mir auch nicht erklären, aber ich bin tatsächlich in einen Berg hineingefallen, und da waren sie!“ „Du bist in einen Berg hinein gefallen? Wohl eher in ein Bierfass!“ Dorgosh lachte. Der Ork, immer noch erregt und aufgebracht, packte den Zwerg kurzerhand am Arm und zog ihn mit sich. „He, was machst du denn da?“ wehrte sich Dorgosh wild strampelnd, „lass mich sofort los!“. Shaokan verließ mit Dorgosh das Zelt und zerrte ihn einige Schritt in Richtung einer recht hohen Felswand. Dann holte er aus und warf den Zwerg gegen den Felsen. Dorgosh flog in einem flachen Bogen und war plötzlich verschwunden. Zufrieden grinsend folgte ihm der Ork. „Was…wo…Wo zum Donnerkeil bin ich?“ rief Dorgosh erstaunt. Ein rötlicher Schein umgab ihn und erhellte einen Gang. „Was ist das hier? Wie kann das sein?“ Er rappelte sich auf und schaute Shaokan an, der noch immer grinsend bei ihm stand. „Psst… es soll uns doch keiner hören oder?“ erwiderte der Ork. „Was deine Frage betrifft… ich hab selbst keine Ahnung! Das einzige, was ich weiß, ist, dass es da hinten vor grässlichen Kreaturen nur so wimmelt. Aber sie sind irgendwie eingefroren… erstarrt.“ „Erstarrt? Zeig mir das mal! Halt…warte! Du bist dir sicher, dass das ungefährlich ist?“ Der Ork nickte. „Gut… dann schauen wir uns das doch mal aus der Nähe an“, sagte Dorgosh.
Sie gingen einen kurzen Gang entlang, der in eine Grotte mündete. Dort stand tatsächlich eine große Anzahl von dämonisch aussehenden Statuen. Mit hochgezogenen Augenbrauen näherte sich der Zwerg mit seinem Begleiter einem der Standbilder und klopfte vorsichtig dagegen. Ein leicht klirrendes Geräusch breitete sich in der Grotte aus, gefolgt von einigen Echos. „Aber die sind ja aus Stein“, murmelte Dorgosh, „wer sollte die hier aufstellen…und warum?“ „Was fragst du mich?“ erwiderte Shaokan. „Ich denke nur laut…“ sagte Dorgosh etwas resigniert. „Das also ist deine ungeheure Entdeckung, die mich gerade von meiner Nachtruhe vor der Schlacht abhält?“ „Na ja“, brummelte Shaokan, „…ist doch toll! Was meinst du, was die wert sein könnten? Du kennst dich doch mit Kunstwerken aus.“ Dorgosh zog eine Augenbraue hoch. „Ich kenne den Wert von Edelsteinen und Metallen, vielleicht auch von Waffen und Rüstungen. Aber Dämonenstatuen aus Stein? Ich hab keinen blassen Schimmer, was die wert sind.“ Er kratzte sich am Kinn. „Wenn die überhaupt einer kaufen will...“ „Na ja“, sagte Shaokan, „ich schätze, wir kommen nach der Schlacht noch mal zurück und kümmern uns dann drum.“ Dorgosh machte ein mürrisches Gesicht. „Kümmern wir uns später drum…gute Idee! Inzwischen geh ich schlafen und dann noch eine Schlacht gewinnen, wenn’s recht ist.“ „Das hab ich doch gesagt“, bestätigte Shaokan ärgerlich. „Zwerge… so was Mürrisches kriegt nicht einmal einem Ork oft zu sehen.“ Sie verließen die Höhle wieder. Draußen beseitigten sie ihre Spuren, damit kein anderer ihren Schatz finden könnte. Dorgosh legte sich bald darauf nieder und fand auch prompt seinen Schlaf. Shaokan hingegen ging sofort zu seinem Bruder Bartok, um ihm von den Ereignissen zu erzählen.
Kapitel III
Die Schlacht naht
Am nächsten Tag begannen die letzten Vorbereitungen. Den ganzen Tag war die Armee damit beschäftigt, sich zu formieren und Erkundungen über den Feind einzuholen. Auch Celendil, ein hoch gewachsener Kundschafter und Heiler der obersten Kategorie, war an diesem Tag damit beschäftig, das Ziel des Kampfes genauer zu begutachten. Bekanntlich ist das elfische Gehör sehr gut und ihr Gang äußerst sacht – beinahe unhörbar. Dieser Tatsache verdankte es Celendil, dass auch er eingezogen worden war, um dem Herzog in der Zeit des Krieges zu dienen. Der Herzog hatte verlangt, dass sich aus jedem Volk des Landes die besten Krieger, Magier und Kundschafter einfinden sollten, um den Krieg schnell und kurz zu machen. Zusammen mit Dorgosh, Shaokan und Bartok war Celendil im gleichen Trupp losgezogen, um den Ort der ersten Schlacht zu erreichen. Und weil Celendil sehr offener Natur war, hatte er schnell Vertrauen und Sympathie seiner Begleiter gewonnen. Im Verlauf der Reise waren die Vier zu guten Bekannten geworden.
Der unaufhörliche Regen hatte nicht im Geringsten nachgelassen, und so war es nicht wirklich hell, als Celendil die Feste am frühen Morgen erblickte. Er schätzte die Entfernung zum Lager auf sicherlich noch zehn oder mehr Meilen. Nichts Ungewöhnliches war erkennbar, keine Soldaten auf den Mauern zu erblicken. „Ein merkwürdiger Anblick für eine Burg, die bald einen Angriff erwartet.“ dachte Celendil. Er machte es sich unter einem Felsvorsprung gemütlich. Einige Stunden lang beobachtete er die Burg, bevor er wieder ins Lager zurückehrte, um von seinen Erkundungen zu berichten.
Am Abend, als alle Arbeiten des Tages erledigt waren, traf man sich in der großen Zeltstadt wieder, um zu essen und zu reden. „Und? Was habt ihr heute erlebt?“ richtete der müde aussehende Elf seine Frage an die Runde der Gefährten. Bartok sah ihn nüchtern an. „Ach nichts…“, erwiderte er trocken, „nur eine Halle voller seltsamer Statuen im Innern des Berges, und einen unsichtbaren Eingang haben wir gefunden.“ Den Rest des Abends verbrachten sie damit, wildeste Spekulationen über diese Entdeckungen anzustellen.
„Versteht mich nicht falsch, aber wer hätte ahnen sollen, dass die Geschehnisse ein solch schlimmes Ausmaß annehmen würden?“ Dorgosh sah den Hauptmann ernst an. „In der folgenden Nacht ging alles sehr schnell. Erst tobte das Gewitter immer wüster, und dann geschah das Furchtbarste, was ich bis jetzt in meinem Leben gesehen habe…“
Kapitel IV
Ein schrecklicher Plan
Blitze zuckten über dem Plateau. Der Großmagier der hermetischen Akademie zu Bertelsund stand hier und setzte seinen Plan in die Tat um. Bereits vor fünfzehn Jahren war ihm die erste Idee dazu gekommen. Lange hatte er das Leben und die Gewohnheiten des Herzogs studiert. Schon durch seine Profession pflegte er ja eine enge Beziehung zu seinem Herzog. Und da war es nur allzu leicht gewesen, in dessen Gemächer zu gelangen, und den tödlichen Dolchstoß auszuführen. Danach hatte er nur noch die Kleidung wechseln und den Trank nehmen müssen, den er lange davor selbst gebraut hatte. Die Verwandlung war perfekt. Niemand hatte etwas bemerkt, und um seinen Plan zu vollenden, musste er nun mal Herzog sein. Dafür einen guten Freund umzubringen – das war ein geringer Preis.
Breitbeinig dastehend trotzte er jetzt dem Sturm und dem Regen. Immer wieder wurde er von den Blitzen kurz in gleißendes Licht getaucht. „Mächte der Nacht! Mächte der Vergangenheit und der Zukunft! Die, die ihr einst wandeltet, und wieder wandeln werdet! Euer Zorn geschehe!“ Bei diesen Worten flaute der Sturm auf dem Plateau schlagartig ab. Keine Blitze und kein Regen durchbrachen mehr die Dunkelheit. Schnell und mit oft geübter Handbewegung zog der Magier einen Dolch aus dem Mantel, den er sich für diesen Augenblick eigens hatte fertigen lassen. Alles lief zur Vollkommenheit!
Im Lager dagegen tobte der Sturm jetzt mit seiner vollen Kraft. Im Zelt der Gefährten brach schier die Hölle aus. Sie hatten Mühe, es daran zu hindern, einfach vom Sturm mitgerissen zu werden. Sich gegen die Wände stemmend, versuchten sie ihre Habseligkeiten zu schützen. Doch der Kampf gegen die Gewalten des nächtlichen Himmels war vergebens, und so sahen sie sich schon nach kurzer Zeit erschöpft gezwungen, das Zelt aufzugeben und einen anderen Schutzraum zu suchen.
„Ihr hättet das gleiche getan“, sagte Dorgosh eindringlich. „Die Höhle bot Schutz und Trockenheit. Also gingen wir in den Berg. Drinnen angelangt war auch zuerst alles ruhig. Zuerst…“
Mit müden Gliedmaßen schleppten sie sich in die Höhle, und weiter in die dahinter liegende Grotte. Celendil ließ mit einigen gemurmelten Worten eine leuchtende Kugel aus Magie über seiner Hand erscheinen, um den Raum zu erhellen. Starr standen die seltsamen Statuen im Raum. Die Gefährten gingen weiter in den hinteren Teil der Höhle. Entkräftet von ihrem Kampf gegen den Sturm ließen sich alle an einer Wand nieder und brachten ihre Kleidung wieder in Ordnung
„Und was machen wir jetzt?“ setzte Bartok gerade an, als Celendil mit seinen feinen elfichen Sinnen etwas Ungewöhnliches bemerkte. „Freunde“, flüsterte er mit einem beunruhigten Unterton, „ich sage es ungern, aber die Statuen bewegen sich… in den Gang hinein ...“
„Sie taten genau, was sie sollten. Er hat sie gerufen. Er hat sie alle elendig sterben lassen“, sagte Dorgosh. Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Metkrug und blickte nochmals zu den Gestalten in der anderen Ecke des Raumes hinüber. „Aber uns hat er nicht bekommen, und das wird ihm noch Leid tun. Das ist auch der Grund, warum ich mit Euch rede. Aber lasst mich erst noch fertig erzählen. Wir waren also in der Höhle…“
Kapitel V
Das Schlachtfeld
Langsam und schleppend bewegten sich die Statuen Schritt für Schritt aus dem Lichtradius von Celendils Zauber. Die vier Gefährten standen auf und schauten sich unschlüssig an. „Was meint ihr, haben die vor?“ fragte Shaokan. „Was auch immer es sein mag - es verheißt nichts Gutes“, erwiderte Bartok, „aber was können wir schon dagegen tun?“ Celendil begann sich zu konzentrieren. Er beherrschte eine Technik, mit der er in der Lage war, Magie zu sehen, magische Linien zu verfolgen und Zauber zu erkennen, die für das unkundige Auge verborgen blieben. „Wartet“, flüsterte er, „ich sehe etwas. Es sieht aus, wie ein Geflecht aus magischen Adern. Sie bündeln sich und führen dann in den Berg… nach oben.“ Verwundert hefteten die anderen ihre Blicke auf ihn. „Was willst du damit sagen“, fragte Dorgosh, „dass wir auf den Berg klettern sollten, um mehr zu erfahren?“ „Ja“ erwiderte Celendil kurz.
„Also kletterten wir auf diesen verdammten Berg. Habt Ihr einmal einen Zwerg klettern gesehen? Ich sage Euch, es ist ein jämmerlicher Anblick.“ Dorgosh sagte es mit einem schmerzlichen Gesichtsausdruck. „Was wir da oben vorfanden, ist schnell erklärt. Wir entdeckten ein Plateau, auf dem der Sturm nicht zu toben schien. Wir erkundeten das Gelände und fanden einen Dolch mit etwas Blut daran. Was sich da oben zugetragen hatte, bekamen wir nicht heraus. Dennoch war es unser Glück, dass wir hinauf gestiegen sind. Wären wir unten geblieben, hätten wir wahrscheinlich nicht überlebt. Als wir wieder herunter stiegen, meinten wir Schreie vom Tal her zu hören. Wir beeilten uns so sehr wir konnten…“
Er hatte es geschafft - Garat der Großmagier hatte gesiegt! Zufrieden lächelnd beobachtete er, wie sich seine „wahre“ Armee in Bewegung setzte und den grausigen Plan ausführte. Einer nach dem anderen bewegten sich die steinernen Dämonen erst langsam, dann immer schneller, auf die Soldaten zu, die nichts davon bemerkten. Denn sie waren zu sehr von dem Sturm gefesselt, der noch immer im Tal tobte.
Kapitel VI
Eine ungewisse Zukunft
„Als wir unten ankamen, blieb uns beinahe das Herz stehen. Der Sturm hatte sich gelegt. Kein Lüftchen regte sich mehr Der Lagerplatz war völlig zerstört. Von den Zelten, die vormals dort gestanden hatten, zeugten nur noch verstreute Fetzen. Wir rannten durch das trümmerübersäte Gelände und riefen nach Überlebenden. Zuerst rührte sich nichts, doch dann fanden wir einen Soldaten, der unter einem zerborstenen Wagenrad begraben um sein Leben rang. Celendil rettete ihn mit seinen heilenden Händen vor dem sicheren Tod.
Als er wieder ansprechbar war, erzählte er uns, er sei der Fahnenjunker Felian und habe nur überlebt, weil ihm ein zerrissenes Zelt Versteck geboten habe. Wir nahmen ihn in unsere Gruppe auf und suchten weiter nach Überlebenden. Aber niemand sonst hatte das Massaker überstanden.“ Dorgosh nahm einen weiteren Schluck aus seinem Metkrug, und erzählte dann mit ernster Stimme weiter. „Die Dämonen zogen gen Süden ins Landesinnere ab und waren bald am Horizont verschwunden. Wohin sie gingen, wissen wir nicht genau. Wir entschlossen uns, die Passstraße zu wählen und ihnen nicht zu folgen, sondern in Euren Landen um Hilfe zu ersuchen. Außerdem wollen wir Euch warnen - Euch Informationen geben über diesen Feind, der sicherlich bald auch in Eure Lande einfallen wird.“
Ungläubig musterte ihn der Soldat. „Und Ihr erwartet, dass ich Euch diese seltsame Geschichte tatsächlich glaube?“ fragte er. „Könnt Ihr mir denn einen Beweis bieten - etwas, das Eure Geschichte untermauert?“ „Nur uns selbst und meine Versicherung, dass ich nichts als die Wahrheit gesagt habe.“ erwiderte Dorgosh. „Dann kann ich Euch nur raten, Eure Sachen zu packen und weiter zu ziehen“, sagte der Hauptmann. „Versteht mich nicht falsch, aber um meinen Baron zu überzeugen, werdet Ihr euch schon etwas Besseres überlegen müssen.“ Während der Hauptmann diese Worte von sich gab, betrachtete Dorgosh seinen Krug. Dann hob er dem Mann langsam das Gesicht entgegen „Ist das Euer letztes Wort?“ wollte er wissen, „Ja… leider“, erwiderte der Hauptmann gedämpft und zuckte hilflos die Achseln.. „Dann werden wir weiter ziehen, und uns an anderer Stelle bekannt machen. Ich danke Euch für Eure Zeit, und hoffe, dass Euch die Götter auf Eurem weiteren Weg beschützen werden.“ Mit diesen Worten erhob sich Dorgosh, während er dem Hauptmann zum Abschied zunickte.
Er ging durch den Raum zu den anderen, die noch immer an ihrem Tisch saßen - Shaokan und Bartok, Muragosch und neben ihm die kleine Mareen, die ihnen nun schon seit einigen Tagen folgte und immer wieder darauf bestand, Dorgosh sei ihr Onkel, Felian der Überlebende und Celendil, sein Retter. Dorgosh erzählte ihnen von seinem Gespräch mit dem Hauptmann und davon, dass es nicht von Erfolg gekrönt gewesen war. Man beratschlagte sich kurz. Gemeinsam kam man zu dem Entschluss, man müsse tiefer in diese unbekannten Lande eindringen, um Freunde zu gewinnen und irgendwann mit deren Unterstützung in der Heimat nach dem Rechten zu sehen.
Früh am nächsten Morgen verließen sieben Gestalten das Gasthaus und wanderten im morgendlichen Nebel der Reichsstrasse einer ungewissen Zukunft entgegen.